Montag, 5. März 2018

Busspur auf der Bensberger Straße wird nicht für den Radverkehr freigegeben

Nach der Sanierung und Umgestaltung der Bensberger Str. im Jahr 2012 gibt es eine Busspur in Fahrtrichtung Bergisch Gladbach. Gleichzeitig suchte man ein Schild, dass die Busspur für Radfahrer freigibt, vergeblich. Seit Anfang des Jahres 2018 ist der Gehweg nun ein gemeinsamer Rad- und Gehweg.


Busspur auf der Bensberger Str.

Das Schild gibt die Busspur nur für Taxis und Krankenfahrzeuge frei.

Einen Radweg auf der Bensberger Str. gab es bislang nicht. Eigentlich kein Problem - fährt man eben auf der Fahrbahn.

Das wunderbare Gefühl eingequetscht zu werden

Die "normale" Fahrspur ist links, die Busspur rechts. Die Busspur muss auch rechts verlaufen, weil dort auch eine Haltestelle ist.

Wer also völlig ordnungsgemäß die Bensberger Str. in Richtung Bergisch Gladbach fahren möchte, findet sich zwischen rechts vorbeifahrenden Bussen und links vorbeiquetschenden Autos wieder. Und wenn ein Auto mal nicht überholen kann, gibt's ein Hupkonzert.

Ein tolles Gefühl. Hab's mehrfach gespürt!
Und ein Danke an die Verkehrsplaner. Radfahrer braucht man wohl in der Planung nicht zu berücksichtigen, es gibt ja kaum welche in Bergisch Gladbach.

Was sagt das Gesetz dazu?

Es gibt in der "Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung" eine Regelung. Die Verwaltungen müssen sich daran halten:

Die Sicherheit des Radverkehrs ist zu gewährleisten. Kann der Radverkehr nicht auf einem gesonderten Radweg oder Radfahrstreifen geführt werden, sollte er im Benehmen mit den Verkehrsunternehmen auf dem Sonderfahrstreifen zugelassen werden. Ist das wegen besonderer Bedürfnisse des Linienverkehrs nicht möglich und müsste der Radverkehr zwischen Linienbus- und dem Individualverkehr ohne Radfahrstreifen fahren, ist von der Anordnung des Zeichens abzusehen.

(VwV-StVO, Zu Zeichen 245 Bussonderfahrstreifen, Rand-Nr. 6)

Also wäre es am einfachsten, wenn die Busspur freigegeben wird für Radfahrer.

Denn, meiner Meinung nach, gibt es entlang der Busspur keinen "gesonderten Radweg". Aber was ist überhaupt "gesondert"? In der Verwaltungsvorschrift finde ich keine weitere Definition. Der Duden sagt "von etwas anderem getrennt, extra, für sich". Das klingt nach einem baulich angelegten Radweg. Und den gibt es dort nicht.

Eine weitere Möglichkeit wäre ein Radfahrstreifen, also eine Fahrspur auf der Fahrbahn nur für den Radverkehr. Dafür ist aber derzeit wahrscheinlich nicht genügend Platz. Man hätte es bei der Planung berücksichtigen können.

Oder man muss auf eine Busspur verzichten.

Für was entschied sich wohl der Verkehrsplaner bzw. die Verwaltung?

Ja, natürlich, für keine der obigen Möglichkeiten. Toll!

Und was kann man da jetzt noch machen?


Ich würde die Lösung mit der Freigabe der Busspur für den Radvekehr bevorzugen. Für Taxis ist die Spur ja auch freigegeben.

Es gibt nur eine kleine Hürde, die Taxis und Krankenfahrzeuge ebenfalls betreffen:
Am Ende der Busspur ist eine Kreuzung, dort fallen die Auto-Spur und die Busspur zusammen.

Busspur und normale Fahrspur werden nach der Kreuzung zusammengeführt.


Für den Busverkehr werden besondere "Lichtzeichen" gezeigt. Wonach richten sich Taxis und Krankenfahrzeuge?
 
Daher gibt es für beide Fahrspuren eigene Ampeln. Damit's nicht kracht.
Die Ampel-Zeichen für die Busse sind jedoch weiße Symbole. Für eine anfängliche Erläuterung siehe Wikipedia. Das ist für den Taxiverkehr eigentlich unverständlich. Und das wäre auch für den Radverkehr unverständlich. Aber auch daran wurde in der Verwaltungsvorschrift gedacht:
Werden Krankenfahrzeuge, Fahrräder, Busse im Gelegenheitsverkehr oder elektrisch betriebene Fahrzeuge zugelassen, dürfen auf dem Sonderfahrstreifen keine besonderen Lichtzeichen (§ 37 Absatz 2 Nummer 4 Satz 2, 2. Halbsatz) für den öffentlichen Personenverkehr (Anlage 4 der BOStrab) gezeigt werden, es sei denn, für diese Verkehre werden eigene Lichtzeichen angeordnet.

(VwV-StVO, Zu Zeichen 245 Bussonderfahrstreifen, Rand-Nr. 7)

Also, ist diese Zusatzampel mit den weißen Symbolen für den Busverkehr unzulässig. Die Busspur müsste also eine normale Ampel erhalten, die nur für diese Spur gilt. Dann gälte sie auch für Busse, Radfahrer, Taxifahrer und Krankenwagenfahrer.

Mein Hinweis an die Verwaltung

Ich meldete den Sachverhalt im August des Jahres 2015 über das Beschwerdeformular an die Verwaltung der Stadt Bergisch Gladbach. Ich bat um Freigabe der Busspur für den Radverkehr und ggf. um Anpassung der Ampel.

Zunächst war in der Verwaltung zu viel zu tun, dann gab es einen Wechsel beim zuständigen Sachbearbeiter. Es zog sich also, bis sich jemand dem Thema annehmen konnte. Erst im November 2016 war dann laut Verwaltung der Start-Schuss: Vertreter der Straßenbaulast, Polizei und Straßenverkehrsbehörde trafen sich. 

Im Mai 2017 gab es dann laut Verwaltung eine Anordnung an den Straßenbaulastträger Straßen.NRW.

Die Umsetzung

Ende des Jahres 2017/Anfang 2018 kam eine Beschilderung raus, die nochmal korrigiert werden musste. Es gibt laut Verwaltung mehrere zuständige Baulastträger, für die dann das Aufstellen der Schilder an der richtigen Stelle wohl nicht so einfach ist.

Nach der Korrektur Anfang des Jahres 2018 war das Ergebnis:

Vormals ein reiner Gehweg, ist jetzt ein benutzungspflichtiger Radweg.

Der Radverkehr wird auf den Gehweg geführt. Mittels Zeichen "gemeinsamer Geh- und Radweg".

Schade, es gibt keine freigegebene Busspur.

Naja kann man denken, es geht ja noch. Der Gehweg wird hier wenig genutzt. Und der Asphalt ist recht glatt und eben.

Aber:

Am Anfang des Geh-/Radwegs fehlt eine vernünftige Auffahrt um auf den Weg aufzufahren. Man muss an der Kreuzung "Helene-Stöcker-Str." auffahren. Das geht auch eigentlich ganz gut. Wenn dort aber nicht ab und an mal Autos an der Sichtlinie stehen und die "Auffahrt" versperren. Siehe obiges Foto.
Besser wäre eine Auffahrt etwas weiter hinten, wo das Fleckchen Grün zu sehen ist.


Der gemeinsame Geh- und Radweg führt an einer Busshaltestelle vorbei. Da gibt es wartenden Menschen mit Knopf im Ohr, vertieft ins Handy schauend. Und insbesondere aus Bussen aussteigende Menschen. Das ist keine tolle Situation in Verbindung mit dem Radverkehr.

Am Ende des Geh-/Radwegs fehlt eine Abfahrt, man müsste an der Kreuzung "Zum Rübezahlwald" abfahren, wo aber auch der Auto-/Busverkehr steht, oder fährt wenn man gleichzeitig mit ihm grün bekommt.

Oder man kann nach der Kreuzung auf dem alten Radweg weiterholpern.

Man kann es auch bleibenlassen. Das Schild "Radweg Ende" macht es wenigstens etwas deutlich, dass Radfahrer hier nicht auf dem Radweg fahren müssen. Das Schild besagt nämlich, dass die "Benutzungspflicht" des Radweges endet. Man darf ihn nutzen, muss ihn aber nicht.
Deutlich: Radfahrer dürfen sich aussuchen, ob sie auf dem Radweg oder der Fahrbahn fahren möchten.

Daher ist es besser, frühzeitig wieder auf die Busspur/Fahrbahn zu wechseln. Aber Achtung: Ab und zu kommt ein Bus.

Weitere Verschlimmbesserung

In der Gegenrichtung, also nach Bensberg, hat sich auch was getan. Ab Kreuzung "Berzeliusstraße" gibt es jetzt auch einen gemeinsamen Geh- und Radweg. Warum? Keine Ahnung. Eine Busspur in diese Fahrtrichtung gibt es nicht.
Der Gehweg in der Gegenrichtung ist nun ebenfalls für Radfahrer benutzungspflichtig.

Nach der Kreuzung "Oberlückerath" wird dies fortgesetzt. Kurz nach der Kreuzung befindet sich  eine Bushaltestelle. Wieder eine miese Kombination aus Radverkehr und Busfahrgästen.

Ein paar Meter weiter beginnt ein alte rote Pflasterung, die einen Radweg markiert. Dort endet der gemeinsame Geh- und Radweg dann wieder oder? Ab hier darf ich wieder aussuchen, ob ich auf der Fahrbahn fahre oder auf dem Radweg?

Fazit: Nimm's Auto?

Ich habe irgendwie das Gefühl, als sei das alles wieder ein Stück komplizierter und gefährlicher geworden. Die einzigen, an die durchgängig gedacht wurde, sind die Automobilisten.

Nein, Radfahren in Bergisch Gladbach ist kein Zuckerschlecken und wird es so schnell nicht werden.
Ob Bergisch Gladbach bei der nächsten Umfrage zum Fahrradklimatest den letzten Platz holt? Hagen, zuletzt auf dem letzten Platz, muss sich jedenfalls warm anziehen!

1 Kommentar:

  1. Bergisch Gladbach, Kürten oder kurz gesagt der "Rheinisch Bergische Kreis" ist die unfreundlichste Fahrradgegend die ich je kennengelernt habe. Es ist sehr traurig das Bergisch Gladbach Radwege zurück baut anstatt diese auszubauen. Noch schlechter ist Kürten zu bewerten, welches überhaupt keine anstregungen macht Radwege zu bauen oder überhaupt welche anzulegen. Radfahren im bergsichen ist ein Risiko mit großem Verletzungsrisiko da immer mehr PEDELECfahrer den Fußgängerweg benutzen und dies auch überwiegend entgegengesetzt der Fahrtrichtung! Verständlich auf der einen, nicht nachtzuvollziehen auf der anderen Seite. Liebe Politiker schaltet bitte mal euer Gehirn an und laßt auf eure geschwollenen Reden Taten folgen. Und zwar für die Bürger und Bürgerinnen des Rheinisch Bergischen Kreises! Danke!

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